Kolloquium am 17.10.2012 im Hauptklärwerk Stuttgart-Mühlhausen
Von Wolfgang Schanz und Hartmut Klein
Einleitung
Über 60 Teilnehmer kamen am 17. Oktober 2012 ins Hauptklärwerk Mühlhausen, um sich über die rechtliche und technische Entwicklung der kommunalen Klärschlammverbrennung zu informieren. Stadtdirektor Wolfgang Schanz begrüßte die Gäste im dortigen Informationsraum und führte in das Kolloquium mit einem kurzen Statement über die Klärschlammbehandlung in Stuttgart ein.
Ausgerichtet wurde das aus sechs Vorträgen und einer Besichtigung bestehende Kolloquium vom Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart (SES) im Tiefbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart.
Die Vorträge
Bürgermeister Dirk Thürnau eröffnete mit seinem Vortrag „Abfallwirtschaftliche Konzepte der Landeshauptstadt Stuttgart“ das Kolloquium. Er umriss die abfallwirtschaftlichen Strategien und spannte dabei einen Bogen über 120 Jahre. Auch im Abfallbereich sind Energieeffizienz und neue Entsorgungswege wie die Bioabfallvergärung aktuell. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat für eine derartige Anlage den Planungsauftrag erteilt.
„Klärschlamm aus Sicht des Boden- und Gewässerschutzes“ war das Thema von Ministerialdirigent Peter Fuhrmann vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Baden-Württemberg hat schon frühzeitig mit der thermischen Verwertung von Klärschlämmen begonnen. Wurden im Jahr 2001 erst 31 Prozent verbrannt, so stieg der Verbrennungsanteil im Jahr 2011 auf 90 Prozent; eine bemerkenswerte Bilanz, die belegt, dass der Ausstieg aus der landwirtschaftlichen und landbaulichen Verwertung in Baden-Württemberg gelungen ist.
Über die technische Entwicklung der Klärschlammverbrennung referierte Dipl.-Ing. Falko Lehrmann, Obmann des DWA-Fachausschusses AK3 und Geschäftsführer der Innovatherm GmbH, Lünen, mit seinem Thema „Stand und Perspektiven der Klärschlammentsorgung in Deutschland“. Dieser Vortrag beleuchtete die Verfahren der Klärschlammverbrennung als Mono- und als Mitverbrennungsprodukt. Der Wirbelschicht-Monoverbrennung, wie sie im Hauptklärwerk Mühlhausen angewendet wird, bescheinigte er dabei eine hohe Entsorgungssicherheit bei gleichzeitig optimaler Energieausbeute.
Der nächste Vortrag „Die Klärschlammentsorgung unter Europäischen Gesichtspunkten“, gehalten von Dipl.-Ing. Benjamin Wiechmann, Mitarbeiter im Umweltbundesamt und Mitglied im DWA-Fachausschuss AK3 knüpfte nahtlos an den vorherigen Vortrag an und zeigte die umweltrelevanten Anforderungen an Verbrennungsanlagen auf, die sich künftig an der „besten verfügbaren Technik“ orientieren sollen.
Alle drei Vortragenden betonten auch, das aktuelle Thema der Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlammasche näher zu betrachten.Der Blick der Stuttgarter Klärschlammverbrennung ist nach nun 50 Jahren Erfahrung in die Zukunft gerichtet. Der Vortrag „Das Hauptklärwerk als Kraftwerk, Vision und Wirklichkeit“ von Dipl.-Ing. Lothar Krätzig, Grontmij GmbH, zeigte dies in eindrucksvoller Weise auf. Das Hauptklärwerk Mühlhauen ist dabei auf einen guten Weg, dass die Vision einer Stromautonomie langfristig durch neue Techniken und Erkenntnisse Wirklichkeit werden kann.
„50 Jahre Klärschlammverbrennung in Stuttgart“, ein gemeinsam gehaltener Vortrag von Dipl.-Ing. Herbert Schroth und Dipl.-Ing. Thomas Haslwimmer, beide Tiefbauamt, Stadtentwässerung Stuttgart, hatte genau das Motto des Kolloquiums im Fokus und rundete den Vortragsblock ab. Herbert Schroth gab dabei einen Überblick über die letzten 50 Jahre der Klärschlammverbrennung von den Anfängen mit Etagenöfen im Jahr 1962 bis zur heutigen Wirbelschichtverbrennung. Thomas Haslwimmer spannte dann den Bogen von der Planung bis zum jetzigen Betrieb des Wirbelschichtofens 3. Sein Ausblick auf eine umweltgerechte Klärschlammverwertung ließ keinen Zweifel an der Errichtung des Wirbelschichtofens 4 im Hauptklärwerk Mühlhausen, der im Jahr 2023 voraussichtlich seinen Betrieb aufnehmen kann.
Nach der Mittagspause besichtigte eine große Anzahl von Gästen die Klärschlammverbrennungsanlage Der Rundgang führte sie zu allen Stationen der Klärschlammverwertung von der Entwässerung über die Trocknung zur Verbrennung.
Fazit
50 Jahre Klärschlammverbrennung in Stuttgart; aus dieser Erfahrung heraus bleibt folgendes festzuhalten:
- Mit der Klärschlammverbrennungsanlage stellt sich die Landeshauptstadt Stuttgart den Anforderungen einer modernen, zukunftsorientierten und umweltverträglichen Klärschlammverwertung.
- Durch den Betrieb des Wirbelschichtofens 3 ist eine Entsorgungskapazität geschaffen, die es ermöglicht auch Klärschlämme aus anderen Kommunen mit zu verbrennen.
- Die Option auf Fortführung der Wirbelschichtverbrennung mit dem Bau des Wirbelschichtschichtofens 4 ist angedacht.
- Die Stadtentwässerung Stuttgart beteiligt sich an einem Baden-Württemberg weiten Forschungsvorhaben der Universität Stuttgart, um Verfahren zur Gewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche zu entwickeln.
Der Tagungsband
Der Tagungsband „50 Jahre Klärschlammverbrennung in Stuttgart“ kann beim DWA-Landesverband Baden-Württemberg, Tel. 0711 89 66 31 0, Fax. 0711 89 66 31 11, E-Mail: info@dwa-bw.de der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. zu einem Kostenbeitrag von 10 Euro zuzüglich Versandkosten angefordert werden.
Verfasser
Stadtdirektor Wolfgang Schanz,
Ltd. Stadtbaudirektor Hartmut Klein
Landeshauptstadt Stuttgart
Tiefbauamt, Eigenbetrieb Stadtentwässerung
Hohe Str. 25, 70176 Stuttgart