Die Reste einer bisher unbekannten Siedlung liegen in einem flachen Südhang zum Feuerbach im unbebauten Ackergelände.
Bei den Funden überwiegt die Keramik. Der umfangreiche Fundbestand konnte noch nicht genauer untersucht und ausgewertet werden. Doch zeigt sich nach grober Durchsicht ein breites Spektrum von schwarzen, gut geglätteten und vereinzelt polierten Töpfen, Schüsseln und Schalen und großen, grob gemagerten Vorratsgefäßen. Gefäßverzierungen sind ausgesprochen selten und beschränken sich bis jetzt auf ein Fingertupfendekor auf der Schulter der großen Gefäße, Horizontalriefen und getupfte Ränder an Schüsseln und Töpfen.
Die einzigen Metallfunde sind einige nagelartige, stark erodierte Eisenstifte von 3 bis 5 cm Länge, die nicht näher interpretiert werden können.
Nach einer vorläufigen Bewertung der Befunde und des Fundmaterials dürfte die Siedlung in die Späthallstatt-Frühlatenzeit zu stellen sein. Eine endgültige zeitliche Einordnung ist allerdings erst nach einer abschließenden Untersuchung des Gesamtkomplexes möglich.
Detailiformationen:
Archäologische Funde Zazenhausen
Der Feuerbach ist ein linker Zufluss des Neckars mit einem weit verzweigten Netz kleiner Bachläufe. In seinem Unterlauf bis zur Mündung in den Neckar bei Mühlhausen durchfließt er eine Landschaft, in der sich beidseitig Steilhänge, stellenweise bewaldet, und flache, lössbedeckte Terrassen ablösen. Von diesen Hanglagen gehen starke Erosionsvorgänge aus, die bis zum Feuerbach reichen und den anstehenden Löss bis zu einem Meter hoch überlagern.
Das Bauvorhaben
Die zur Zeit laufenden Arbeiten der „SES“ in Flur „Kirchberg“ östlich von Zazenhausen berühren fruchtbare Südhanglagen rund um die kleine Ortschaft, die seit dem Neolithikum immer wieder besiedelt worden sind. Das haben mehrere archäologische Ausgrabungen und zahlreiche Einzelfunde eindrucksvoll ergeben. Deshalb wurde in den vorbereitenden Besprechungen mit den beteiligten städtischen Ämtern und der bauausführenden Firma seitens des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Erdarbeiten archäologisch zu überwachen. Diese begannen Ende November 2014 für einen Regenüberlaufkanal parallel zum Feuerbach und einem großen Lagerplatz für die erforderlichen Baumaterialien auf einem flachen Südhang am östlichen Ende von Zazenhausen.
Hierzu wurde auf einer Fläche von 100 x 20 m der Humus abgebaggert und der Boden anschließend gewalzt. Bei der Überprüfung dieser Fläche fielen im nordwestlichen Bereich einige kleinste Keramikreste auf, die Veranlassung zu einer räumlich begrenzten archäologischen Untersuchung durch das Landesamt für Denkmalpflege gaben.
Eine überraschende Befundsituation
Auf einer Fläche von 120 qm zeigten sich unter einem 0,5 m starken Schwemmhorizont mehrere große Befunde, die vom 2. bis 19.12.2014 untersucht wurden.
Vollständig erfasst werden konnte eine west-ost orientierte Grubenhütte in der Größe von 3,7 x 2,4 m mit einer Zweipfostenstellung. Auf dem gestampften Grubenboden zeichneten sich mehrere kleine, runde Verfärbungen ab, die ursprünglich wohl mit Verrichtungen im Innern der Hütte in Verbindung zu bringen sind. Bei zwei weiteren Befunden liegt die Interpretation als Grubenhütten nahe. Sie konnten flächig nur teilweise untersucht werden, waren aber im Profil der Grabungsgrenze als exakte, leicht wannenförmige Eintiefung zu sehen.
Alle drei Hüttenbefunde lagen parallel zueinander und waren 2 bzw. 12 m voneinander entfernt. Aus den Brandschutt- und Ascheverfüllungen, von denen die Grubenböden fast vollständig bedeckt waren, wurde ein umfangreiches Keramikmaterial geborgen.
Im östlichen Bereich der Grubenhütten lagen drei runde Gruben, die den einzelnen Hütten zugeordnet werden können. Es handelte sich um stark ausgeprägte, trichterförmige Vorratsgruben, die später, als sie wegen starker seitlicher Bodeneinbrüche unbrauchbar wurden, als Abfallgruben Verwendung fanden. Sie waren noch bis zu 2 m tief und enthielten flächig eingelagerte reine Brandschichten, aber auch sehr fundreiche aschige Verfüllungen und Einlagerungen von Herd-/Ofenresten.
Die Funde
Bei den Funden überwiegt die Keramik. Der umfangreiche Fundbestand konnte noch nicht genauer untersucht und ausgewertet werden. Doch zeigt sich nach grober Durchsicht ein breites Spektrum von schwarzen, gut geglätteten und vereinzelt polierten Töpfen, Schüsseln und Schalen und großen, grob gemagerten Vorratsgefäßen. Gefäßverzierungen sind ausgesprochen selten und beschränken sich bis jetzt auf ein Fingertupfendekor auf der Schulter der großen Gefäße,Horizontalriefen und getupfte Ränder an Schüsseln und Töpfen.
Die einzigen Metallfunde sind einige nagelartige, stark erodierte Eisenstifte von 3 bis 5 cm Länge, die nicht näher interpretiert werden können.
Nach einer vorläufigen Bewertung der Befunde und des Fundmaterials dürfte die Siedlung in die Späthallstatt-Frühlatenzeit zu stellen sein. Eine endgültige zeitliche Einordnung ist allerdings erst nach einer abschließenden Untersuchung des Gesamtkomplexes möglich.
Eine bisher unbekannte Siedlung
Die Reste der Siedlung, von der durch die Grabung nur ein kleines Fenster geöffnet werden konnte, liegen in einem flachen Südhang zum Feuerbach im unbebauten Ackergelände. Sie wird im N sehr wahrscheinlich von der Straße Mühlhausen – Zazenhausen durchschnitten, dürfte aber ansonsten in vollem Umfang und ungestört im Boden liegen. Die Überwachung der noch laufenden Baumaßnahmen kann möglicherweise noch weitere Informationen zur Größe der Siedlung bringen.
Walter Joachim
Ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
Literaturhinweise:
– Archäologische Ausgrabungen in BW 2008, S. 147
– Fundberichte aus Schwaben, NF 3, 1926, 20(1)
– NF 4, 1928, 20(3), 62
– NF 8, 1935, 50(1)
– NF 13,1954, 35
– NF 16,1962, 233
– Fundberichte BW 2, 1975, 54
Bildquelle:
W. Joachim (Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)