Geruchsbildung im Entwässerungssystem und im Klärwerk

Wir sind ständig von Gerüchen umgeben. Einige empfinden wir als angenehm, andere als unangenehm. Die Ursachen für die verschiedenen Gerüche sind so vielfältig wie die Gerüche selbst. So können im Entwässerungssystem und im Klärwerk Gerüche entstehen, die wir als unangenehm empfinden. Solche, als störend wahrgenommene Gerüche aus dem Entwässerungssystem und dem Klärwerk, sind kein Stuttgarter Phänomen, sondern treten auch andernorts auf. Die Stadtentwässerung Stuttgart sucht dort, wo Gerüche entstehen, stets individuelle Lösungen, um die Lebensqualität betroffener Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verbessern.

Ursachen für unangenehme Gerüche

Abwasser ist kein wohlriechendes Medium, das liegt in der Natur der Sache. Wenn sich unter bestimmten Rahmenbedingungen der Geruch unangenehm verstärkt, besteht allerdings Handlungsbedarf. Vor allem, wenn es nach Fäkalien oder faulen Eiern riecht, sind dies Indizien für Geruchsbildung im Entwässerungssystem oder im Klärwerk. Die Ursachen sind vielfältig, sodass jede Geruchsentwicklung im Entwässerungssystem individuell analysiert werden muss. Einige Ursachen für Geruchsentwicklung treten jedoch häufiger auf.

Weniger Abwasser, mehr Schmutzfracht

Verantwortlich sind unter anderem neue, wassersparende Geräte, durch die zunehmend weniger Abwasser anfällt. Schmutzfrachten wie Fäkalien oder Waschmittel bleiben dabei nahezu gleich, was zu einer höheren Schmutzkonzentration im Abwasser führt. Vor allem bei höheren Temperaturen kann durch bestimmte Umwandlungsprozesse durch Bakterien eine Zunahme an Gerüchen aus dem Abwasser entstehen.

Ablagerungen im Entwässerungssystem

Wenn die Fließgeschwindigkeit und damit die Transportleistung des Abwassers abnimmt, sodass Feststoffe nicht mehr mittransportiert werden können, entstehen Ablagerungen im Entwässerungssystem. Transportleistung und Fließgeschwindigkeit des Abwassers werden primär durch die Abwassermenge, aber auch Gefälle und Geometrie des Kanals bestimmt.

Da durch den Klimawandel weniger Niederschlagswasser anfällt, entstehen insbesondere in den trockenen Sommermonaten im Entwässerungssystem stellenweise verstärkt Ablagerungen, die dann zu einer lokal verstärkten Geruchsbildung führen können.

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Geruchsbildung im Kanal und im Klärwerk Hochdruck

 

 

 

 

Geruchsbildung im Kanal und im Klärwerk Tiefdruck

 

Luftdruckveränderungen bringen Kanalluft an die Oberfläche

Eine der häufigsten Ursachen für kurzfristige und mitunter starke Gerüche sind Veränderungen der Luftdruckverhältnisse. Im Kanal- und Entwässerungssystem ist der Luftdruck in der Regel niedriger als außerhalb.

Dadurch bleibt die „Kanalluft“ im Entwässerungssystem und tritt nicht aus. Fällt der Luftdruck außerhalb jedoch unter den im Entwässerungssystem, tritt die Kanalluft aus und es kommt zur Geruchsbildung. Dieses Szenario tritt vor allem in den Übergangsjahreszeiten Herbst und Frühling sowie bei Gewittern auf.

Da das Stuttgarter Entwässerungssystem zum Großteil ein Mischwassersystem ist, werden Schmutz- und Regenwasser gemeinsam in einem Kanal abgeleitet. Bei Regenereignissen nimmt der Kanal zusätzlich das anfallende Regenwasser auf. Die Luft wird dadurch dann teilweise aus dem Kanal- und Entwässerungssystem verdrängt.

Bildung von Schwefelwasserstoff verhindern

Schwefelwasserstoff riecht in geringen Konzentrationen nach faulen Eiern und ist häufig der Grund für unangenehme Gerüche im Entwässerungssystem und im Klärwerk. Die Produktion von Schwefelwasserstoff ist primär abhängig von Sauerstoffverfügbarkeit, pH-Wert und Temperatur.

Im privaten und gewerblichen Bereich sind vornehmlich nicht korrekt betriebene oder gewartete Abscheider- und Hebeanlagen Produzenten von Schwefelwasserstoff. Abscheideranlagen müssen daher regelmäßig gereinigt und deren Funktion überprüft werden. Bei Abwasserhebeanlagen können eine falsche Pumpentaktung und fehlende Wartung Ursachen für eine erhöhte Schwefelwasserstoffproduktion sein.

Geruchsbildung vermeiden

Da die Ursachen von Geruchsbildungen im Entwässerungssystem und im Klärwerk vielfältig sind, gibt es nicht die eine Maßnahme, mit der sich die Gerüche einfach beseitigen lassen. Die Maßnahmen der Stadtentwässerung Stuttgart reichen von der einfachen Spülung des Kanals über den Einbau von Geruchsfiltern bis hin zu größeren baulichen Veränderungen.

Was tun bei unangenehmen Gerüchen aus der Kanalisation oder den Klärwerken?

Generell gilt: je genauer der Sachverhalt beschrieben wird und je mehr Informationen vorliegen, desto besser und rascher lässt sich eine individuelle und nachhaltige Lösung finden.

  • Zunächst werden die Rahmenbedingungen der Geruchsbildung erfasst. Hierzu gehören unter anderem die Bestimmung der lokalen baulichen Verhältnisse, Messungen, zeitliches Auftreten der Geruchsbelästigung, Geruchsintensität und -häufigkeit. Bei komplexeren Fällen kann auch ein Monitoring in Zusammenarbeit mit den betroffenen Bürgern zielführend sein.
  • Basierend auf den erhobenen Informationen wird die Ursache bestimmt. Danach wird eine individuelle Lösung bestimmt und umgesetzt. Sollte diese nicht den gewünschten Erfolg bringen, werden weitere Schritte unternommen bis die Ursache beseitigt ist.

Für die Ursachenbehebung bitten wir Sie daher, unseren Fragebogen zum Thema Geruchsbildung möglichst vollständig auszufüllen.

Weitere Informationen:
Fragebogen zur Geruchsbildung (PDF-Download)